(Foto: Gisela Fürstenau (vorne li.) und Ingelore Prochnow (vorne re.) zusammen mit weiteren Mitarbeiter*innen des DLK)
Viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer haben seit mehr als 20 Jahren jeden Freitag einen festen Termin: Lebensmittel aus den Märkten und Bäckereien der Umgebung abholen, im Babenhauser Gemeindehaus sortieren und ausgeben sowie gespendete Kleidung und Haushaltswaren durchsehen und weitergeben. Stellvertretend für die gut 50 Ehrenamtlichen berichten Gisela Fürstenau und Ingelore Prochnow von ihrem Engagement.
Liebe Gisela, liebe Ingelore, seit wann seid ihr beim Lebensmittelkorb?
Ingelore: Ich bin von Anfang an dabei, d.h. seit 2002, also nun schon 21 Jahre. In der Zeitung hatte ich damals von der Gründung des Lebensmittelkorbes gelesen und wollte gern praktisch und vor allem sinnvoll in einem Team mitarbeiten.
Gisela: Beim Senioren-Frühstück hier in Babenhausen wurde ich im Jahre 2003 von Familie Ehling angesprochen. Sie suchten weitere Helfer*innen. Damals war die Ausgabe noch im Gemeinschaftshaus in Dornberg.
Gehört ihr zu den Gemeinden, die den Lebensmittelkorb gegründet haben?
Ingelore: Ja, ich gehöre zur kath. Kirchengemeinde Heilig Geist, habe aber als Versicherungskauffrau vorher nie ehrenamtlich gearbeitet.
Gisela: Ich gehöre zur evangelischen Kirchengemeinde Babenhausen, die auch Mitgründerin ist, und habe beim Senioren-Frühstück mitgearbeitet. Man muss aber nicht in einer Kirche sein, um hier mitzuhelfen. Als ehemalige Lebensmittelverkäuferin bringe ich ein paar Vorerfahrungen mit.
Wenn die eingesammelten Lebensmittel von den Fahrern angeliefert werden, was ist dann eure Aufgabe?
Ingelore: Ein Teil der Waren wird schon mittwochs von den Geschäften abgeholt und zwischengelagert. Wir sichten die Kisten und sortieren die einzelnen Produkte wie Gemüse, Brot, Obst, Molkereiprodukte und Wurst. Dabei achten wir auf Hinweise wie: „Zu verbrauchen bis …“ oder das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD). Die Lebensmittel sind ja durchaus noch zu gebrauchen, wenn das MHD überschritten ist. Es kommt dann immer auf den Zustand an. Verdorbenes wird natürlich weggeworfen. Wir haben den Grundsatz: Was wir selbst noch essen würden, können wir auch mit gutem Gewissen unseren Gästen anbieten.
Gisela: Im Laufe des Vormittages kommen die Fahrer mehrmals und liefern weitere Waren an. Weil wir um 12:30 Uhr mit der Ausgabe beginnen, müssen wir uns manchmal ziemlich sputen. Jeder packt mit an. So können unsere Gäste an den verschiedenen Tischen mit den Waren wie an einem Marktstand entlang gehen und sich selbst aussuchen, was sie brauchen und gern mögen.
Kann jeder und jede als Helfer*in mitmachen und welche Kenntnisse sind erforderlich?
Gisela: Ja, wenn man Freude an praktischer Arbeit hat und zupacken kann, ist man herzlich willkommen. Manchmal herrscht schon etwas Zeitdruck, aber bisher haben wir es immer geschafft, eine gemeinsame Frühstückspause einzurichten.
Ingelore: Man entscheidet selbst, ob man den ganzen Tag bleibt oder eventuell auch nur halbtags mitarbeitet. Allen neuen Mitarbeiter*innen erklären wir die erforderlichen Hygiene-Regeln im Umgang mit offenen Waren und erläutern die Bedeutung von Mindesthaltbarkeits-, Verbrauchs- und Verkaufsdatum der Lebensmittel.
Was reizt euch an diesem Ehrenamt? Was macht euch besonders viel Freunde?
Gisela: Ich arbeite sehr gern in diesem langjährigen Team. Wir sind zusammen älter geworden; einige von uns sind mittlerweile über 80 Jahre alt. Und es sind schöne private Kontakte und Freundschaften entstanden. In den letzten Wochen sind zum Glück einige neue Mitarbeiter*innen dazugekommen. Sie passen gut ins Team und verstärken uns.
Ingelore: Am Ende des Tages ist man recht müde, aber zumeist sehr zufrieden, weil es eine sinnvolle und sozial wichtige Tätigkeit ist. Wir unterstützen diejenigen, die es nötig haben und tun auf der anderen Seite etwas gegen diese maßlose Überproduktion von Lebensmitteln und deren Verschwendung.
Welche Erfahrungen macht ihr mit euren Gästen?
Ingelore: Es gibt etliche, die sich schämen, zu uns zu kommen, die sich zurückhalten und bescheiden sind und es gibt andererseits einige wenige, die sich teils fordernd verhalten, mehr haben wollen und nicht zufrieden sind, wenn wir nur wenig haben. Aber ich denke, das ist ein normaler Durchschnitt unserer Bevölkerung. Die meisten sind aber eher nett und ich freue mich über die positiven Rückmeldungen unserer Gäste. Manchmal bringen sie einen selbstgebackenen Kuchen oder Leckereien aus ihrer jeweiligen Heimatregion für uns mit.
Gisela: Viele Gäste kennen wir schon seit Jahren; wir haben ihre Kinder aufwachsen sehen und an ihren Schicksalen Anteil genommen. Ja, und andererseits wird auch bemerkt, wenn von uns Mitarbeiter*innen jemand wegen längerer Krankheit oder einem Urlaub fehlt. Wir haben im Team eine freundliche Atmosphäre und von den Gästen bekommen wir auch Rückmeldungen, dass sie sich in der Regel respektvoll und wertschätzend behandelt fühlen.
Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Gisela: Dass wir weiterhin genügend Lebensmittel von den Geschäften und auch von Privatleuten erhalten. Und natürlich helfen auch die Geldspenden, weil wir damit Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln, Nudeln, Milch und andere Molkereiprodukte zukaufen können.
Ingelore: Es macht einfach Freude, wenn die Waren bis zum Schluss gereicht haben und unsere Gäste zufrieden mit gefüllten Taschen weggehen. Dann gehen auch wir müde, aber erfüllt und zufrieden nach Haus.
Interview und Foto: Andreas Becker-Brandt